Der Besuch der südlichen Halbinsel ist eins der schönsten Urlaubsziele an der Atlantikküste. Die „Southern Peninsula“ zieht sich von Kommetjie (Kommekie ausgesprochen) bis zum Cape Point / Kap der Guten Hoffnung, rund 30km, und zurück bis Fish Hoek. Leider ist nur ungefähr die Hälfte der Küste zugänglich. Das gesamte Gebiet steht unter Naturschutz.
ABSEITS VOM TOURISTENSTROM
Der Küstenteil, der sich um den Berg von Kommetjie bis Misty Cliffs und Scarborough zieht, ist beeindruckend. Alleine der Blick auf Kommetjie und weit über den Atlantik ist wunderschön. Von der Bergstraße kann man in die Becken (die Kom genannt) schauen, die sich im Laufe der Jahre durch die Gezeiten natürlich geformt haben. Nach ihnen ist Kommetjie übrigens benannt worden. Einige der Becken, direkt am Leuchtturm von Kommetjie, nutzen die Einheimischen zum Baden, da hier die Wellen durch die Felsen nicht hinkommen können und es so auch für Kinder sicher ist, im Wasser zu spielen.
Touristen gibt es hier so gut wie keine, da man eben nicht „mal schnell“ von Kapstadt hierher kommt – auch nicht wenn man die Abkürzung von Hout Bay über den Capmans Peak nimmt. Lediglich die großen Busse, die die Neckermänner rudelweise ans Kap der guten Hoffnung karren, sieht man hier öfter vorbeibrausen. Welcher Tourist interessiert sich schon für Masiphumelele, wenn das Vorzeigeslum Imizamo Yethu viel näher, sicherer und zudem auf der blauen Buslinie von Citysightseeing liegt. Wer es aus Masiphumelele geschafft hat, wohnt im nah gelegenen Ocean View, einer Siedlung mit richtigen, aus Stein gebauten Häusern, die Anschluss an Wasser und Elektrizität haben.
Die unvergessene Compass Backery: Neben dem Squatter Camp lief der Direktverkauf für kleines Geld.
Ebenfalls dicht bei Masiphumelele lag viele Jahre die Compass Bakery. Viele der teuren Backwaren bei Woolworth, der Einkaufskette für besser Verdienende, kamen von hier. Wusste aber kaum einer, da es natürlich keinen Hinweis auf den Produkten von Woolworth und anderen zur Compass Bakery gab. Und ebenso unbekannt ist es, dass es hier einen Fabrikverkauf gab, der nicht nur wesentlich günstiger, sondern zudem auch die gewohnte 1a Qualität hatte. Hier habe ich oft lecker und günstig eingekauft. Die Bakery hat sich leider vergrößert und ist nach Deep River umgezogen, denn von hier aus ist die Distribution zum Woolworth Zentrallager deutlich kürzer.
Die Küste von Kommetjie bis runter zum Cape Point besteht aus meist flachen Felsen, die vom Ufer bis weit in den Ozean hineinreichen. An diesen Felsen hat sich Seetang gebildet, zwischen dem Langusten leben. Ein paar Kilometer hinter Kommetjie gibt es daher auch eine Fabrik, die Langusten verarbeitet, die Fischer dort abliefern. In der sich anschließenden Bucht findet man einen tollen, sauberen Sandstrand. Hier kommen Surfer hin, die größere Wellen suchen und größere Erfahrung mitbringen, da die erwähnten flachen Felsen in der Brandung oftmals schwer zu erkennen sind.
MISTY CLIFFS
Misty Cliffs ist besteht aus ca. 20 Häusern, die in den Hang der Bergkette gebaut sind. Von dort überblickt man die gesamt Bucht. Der Berg ist steil genug, dass jedes Haus den vollen 180 Grad Blick über die Bucht hat. Das Wasser ist hier blau bis türkis und manchmal kann man hier Wale oder Delphine beobachten, die an der Küste entlang ziehen. Das Meer der Wildblumen wird dominiert vom hellen lila der Pelargonien und Protea. Klar, dass man hier als Fotograf sensationelle Bilder machen kann. Natur pur.
Wir befinden uns in einem Naturschutzreservat und Menschen sind hier Gäste, Einheimische genauso wie Touristen. Die Affen, die hier in den Bergen leben haben Vorrang. Tagsüber kommen die Primaten runter und besuchen die anderen Primaten in ihren Häusern, auf der Suche nach Essbarem. Danach wird gerne auch mal kräftig auf die Veranda gekackt oder ein Bad im Pool genommen. Aber dazu mehr in einem der folgenden Beiträge.
SCARBOROUGH
Etwas hinter Misty Cliffs liegt Scarborough, die nächste Ortschaft. Immerhin gibt es hier genau ein Restaurant, das Camel Rocks. Der Name des Cafés stammt übrigens von einem Stein, der am Ortseingang steht. Und hier befinden sich auch die Briefkästen, die man als Bewohner der Gegend anmieten kann. Ähnlich wie Postfächer und die man selbst entleeren muss. Der Postbote liefert und holt nur hier. Scarborough hat, genau wie Misty Cliffs, einen sehr schönen Sandstrand, der überwiegend von den Einheimischen genutzt wird. Das Wasser ist wie überall an der Atlantikküste von Südafrika saukalt. Und im Sommer noch kälter als im Winter, was mit dem Wind und den Strömungen aus der Antarktis zusammenhängt.
UPDATE 2016
Misty Cliffs zieht mich über die Jahre immer wieder magisch an. So auch vor ein paar Tagen. Oft und gerne komme ich hierher. Viele Erinnerungen verbinden mich mit diesem Ort – gute und schlechte. Hoffnungen, Ängste, Erwartungen und die Suche nach einem neuen Platz zum Leben, die Suche nach einem Zuhause. Hier habe ich zwei Monate gelebt (→ Das Haus in den Hügeln). Abseits von Supermärkten, Restaurants, Kinos, Apotheken oder Kliniken etc. einfach allem. Um sich zu versorgen braucht man mindestens ein Auto, besser zwei, sollte eins mal ausfallen. In dem Haus, das ich hier gemietet hatte, gab es weder Kabelfernsehen noch Internet. Schreck lass nach!
Und obwohl der Ort, auf dem schnellsten Weg, eine gute Autostunde von Kapstadt entfernt ist, komme ich, der Archetyp des multimedialen Menschen, der den neusten Gadgets der Unterhaltungselektronik verfallen ist, immer wieder genau hierher zurück und frage mich jedes Mal, ob es nicht doch vielleicht der richtige Platz zum Leben für mich ist.
UPDATE 2023
Und immer noch, 12 Jahre später, werde ich hier immer noch emotional. Seit 2018 lebe ich nicht mehr in Südafrika. Aber ich merke wie da irgendwo eine tiefe Sehnsucht in mir ist, wenn ich an diesen Ort komme, die ich aber nicht greifen kann oder will. Während der Covid-19 Pandemie habe ich mit Anchalee die Kap-Halbinsel besucht. Eigentlich wollten wir Februar 2021 nur vier Wochen in Südafrika bleiben, ganze 8 MONATE sind daraus geworden. Und ich war wieder am Haus in den Hügeln, dachte an die Zeit damals zurück. Und wenn ich dann merke, wie mir das Wasser in die Augen schießt, gibt es dafür nur zwei Erklärungen: die Erfüllung vieler Sehnsüchte in diesem Moment oder eine Schilddrüsenunterfunktion.