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Südafrika

Das Geheimnis mitten in den Zedernbergen

Beim Anflug auf Kapstadt war mir schon einige Male ein kleines Tal aufgefallen. Eingesäumt von Bergketten schien es höher als die umliegende Gegend zu liegen. Zudem war weder ein Weg rein noch raus vom Flieger zu erkennen. Sehr seltsam… Auf den einschlägigen Karten gab es keinen Ort in dem Tal, geschweige denn Infrastruktur. Nicht mal einen Namen hatte das Tal. Alles sehr mysteriös! Also hinfahren und nachsehen!

ZEDERNBERGE

Ins Navi hatte ich den nächstgelegenen Ort eingegeben und auch eine Straße gefunden, die in die Richtung des ominösen Tals zu führen schien. Die Fahrt ging durch die Zedernberge, die jeden Tafelberg in Größe und Höhe alt aussehen lassen. Diese sagenhafte und atemberaubende Landschaft ist bekannt durch ihre Felsformationen und die Clanwilliam-Zeder, die heute aber unter Naturschutz steht. Wie übrigens alles in dem Gebiet.

CERES

Was Clanwilliam die Orangen und Citrusdal die Zitronen sind, sind in Ceres die Äpfel. Im Klima der Zedernberge scheinen alle diese Früchtchen besonders gut zu wachsen, da der Südwesten der Zedernberge auf Grund des höheren Niederschlages grüner und die Vegetation üppiger ist als im restlichen Gebiet. Irgendwo hinter Ceres liegt der Ort Prinz Alfred Hamlet oder wie auf dem Ortschild steht: Prince Alfred’s Hamlet – wer hat sich bitte diesen Scherz erlaubt? Nach dem Prinz sein Hamlet nur ein kurzer Anstieg auf 1.100 Meter und links abbiegen in das mysteriöse Tal – laut GPS.

WITZENBERG VALLEY

Komplett umgeben von Bergketten liegt „Witzenberg Valley“. Das ist der Ort, den ich vom Flugzeug aus so oft gesehen hatte. Und tatsächlich, alles hier ist grün. Der Grund sind riesige Plantagen: überwiegend Äpfel, aber auch Birnen, Wein, Pfirsiche. Nur die Straße ins Tal ist öffentlich und nach ein paar hundert Metern beginnt privates Gelände und Straßen. Fährt man weiter in den Norden wird alles etwas karger und die geteerte Straße wird zur sogenannten „Gravel Road“, einem unbefestigten Schotterweg.

Bereits auf privaten Straßen fahrend, bin ich dann irgendwo rechts in die Plantagen eingebogen um wieder zur Hauptstraße zu gelangen. Nach zwei Kilometern war ich auch dort angekommen, leider auf der falschen Seite der Straße. Ein großes und mit einem dicken Schloss gesichertes Tor versperrte die Zufahrt. Also parallel zur Straße an der Plantage entlang, in der Hoffnung irgendwann eine Zufahrt zu finden, trafen wir dann stattdessen auf den Sohn des Farmers – Ups!! Aber nachdem ich mal wieder meine langjährig erprobte „dummer Tourist“-Nummer aufgeführt hatte, öffnete John Boy auch bereitwillig das Gatter zur Straße.

Viele der schwarzen und farbigen Arbeiter leben hier das ganze Jahr über in einfachen Häusern und kleinen Siedlungen und leben von der Ernte und dem Bestellen der Plantagen. Und in einem Monat ist Erntezeit. Dazu stehen Unmengen von Kisten bereit. Und natürlich habe ich die Äpfel probiert – ich komme wieder wenn die reif sind.

R301 – SENTATIONELLE PASSSTRASSE

Auf der Rückfahrt habe ich die R301 gewählt. Eine Passstraße durch die Zedernberge, die von Ceres nach Paarl führt. Und ich war überwältigt von der Landschaft die es dort zu sehen gab. Die relativ schmale Straße schlängelt sich auf halber Höhe zwischen den Bergen hindurch. Tief unten sieht man den Flusslauf, dem die Passstraße folgt. Und man ist mittendrin. Das Ambiente der Straße ist eher rustikal und abenteuerlich, man fühlt sich mitten in der Natur. Der Anstieg ist nicht steil, aber stetig und zieht sich über 15km bis zum Pass. Zwischendurch gibt es skurrile Steinformationen und Überhänge zu sehen, die alles was höher als 3.87 Meter ist stoppen.

Leider setzte schon bei der Anfahrt auf den Pass die Dämmerung ein und es wurde rasch dunkel, sodass ich dort nur wenige Bilder gemacht habe. Das Geheimnis um das mysteriöse Tal ist gelüftet und es hat sogar einen Namen. Beim nächsten Überflug werde ich mich erinnern und Straßen und Gebäude erkennen können.

Und ich werde mit Sicherheit die R301 noch öfter fahren.