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Editor's PickInspirationSüdafrikaThe Chronic 2009Update

Südafrika: Das Haus am Strand in Sunset Beach

Es zieht mich zum Meer. Daher habe ich Juli 2009 ein Haus am Strand dicht bei Kapstadt in Südafrika gekauft. Mit allen Vor- und Nachteilen, die Strandnähe mit sich bringt. Alles Gute ist eben nie beisammen.

Unschlagbarer Vorteil von Strandnähe ist der Geruch vom Meer, wenn der feine Sprühregen vom Ozean herüberweht. Am kilometerweiten Sandstrand lässt sich sehr gut laufen, gesamte Strecke rund 20 km. Zum Baden ist das Wasser zwar zu kalt, aber es erfrischt die heiß gelaufenen Füße mit angenehmer Kühle. Ständiger Wind am Kap macht es zum Kite-Surfer Paradies. Und man kann mit dem richtigen Wind vom Strand aus mit einem motorisierten Paraglider (Powered Paragliding) starten. Interessant übrigens, dass das Wasser im Winter wärmer ist als im Sommer, aber das ist eine andere Geschichte.

Gleichzeitig ist man mit ständiger Korrosion und Feuchtigkeit konfrontiert. Hier weiß man schnell, welche Qualität ein gekauftes „stainless steel“ Produkt wirklich hat.

EIN LAND DER GEGENSÄTZE

Das ‚Lovebed‘ am Pool

Die meisten Menschen hier sind arm. Punkt. Und diese Armut lässt viele Menschen dumme Dinge tun. Darum muss man Sicherheitsgedanken ständig im Hinterkopf haben und sich auch mental vorher so gut wie möglich darauf einstellen. das nervt schon gewaltig.

Aber wenn man sich an ein paar Grundregeln hält, lebt man relativ sicher in Kapstadt und Umgebung. Das ist in anderen Ländern nicht anders. Wer nach Sonnenuntergang im Central Park im Big Apple unterwegs ist, kann auch schnell Probleme bekommen. Alles relativ.

Dennoch sind die meisten ‚besseren‘ Häuser mit Alarmanlage, elektrischem Zaun und Bewegungsmelder rum ums Haus ausgerüstet. Die Schere zwischen arm und reich ist eben doch sehr groß. Gerade in Wohngegenden von „Reichen“ wird regelmäßig eingebrochen. Der Gärtner oder die House-Maid weiß alles über einen, selbst welche Unterhosen man nicht trägt. Sie wäscht und bügelt sie oder eben auch nicht. Man selber weiss nix, garnix über sie. Ja, vielleicht noch in welchem Slum sie wohnen, weil man sie gelegentlich dorthin fährt.

Und ja, gestohlen haben sie alle. Aber immer nur so, das man es nicht merken soll. Ein bisschen Zucker hier, ein bisschen Kaffee dort. Geld hat nie gefehlt. Man lässt sie gewähren. Für manche Hausbesitzer kann es aber auch bedeuten, dass jemand einen Tipp bekommt, wenn es was zu holen gibt und dann eine „Home-Invasion“, ein Einbruch mit AK-47 und meist brutalem Einsatz, stattfindet. Das heiße Bügeleisen im Gesicht soll einen zwingen den Safe zu öffnen, den ZWEITEN – den ersten hat man ja bereits geöffnet. Daher bauen sich viele Hausbesitzer einen Fake 2. Safe ein, den sie für solche Fälle öffnen können. Und wehe er ist leer!

Wer damit nicht leben kann, muss in ein sogenanntes Estate ziehen, eine Art Siedlung, umgeben mit Elektrozaun, Kameras und bewaffnetem Sicherheitsdienst vor Ort. Und dann kann man im Pool auf der Luftmatratze oder im „Love Bed“ mit seinem Schampus auch beruhigt einschlafen… immer mit einem offenen Auge. Und ja, ich habe eine 9mm Glock in der Arschritze., wenn auch nicht im Pool.

Pros und Cons – wie überall

Die Nähe zu Kapstadt ist angenehm und die angeblich größte Shopping-Mall der südlichen Hemisphäre knapp 10 Autominuten entfernt. Hier wird, neben einheimischen Produkten, auch fast alles für den Kunden aus Übersee angeboten. Um nur ein paar, der Vor- und Nachteile des Lebens in der Nähe Kapstadts hervorzuheben.

Kapstadt ist übrigens die einzige Provinz, die schon seit vielen Jahren eine weiße Bürgermeisterin hat hatte. Sehr zum Ärger des ANC, der mit rund 70% Wählerstimmen die größte Partei in Südafrika ist und fast ausschließlich die Rechte der Schwarzen repräsentiert. Und man lebt hier, gegenüber anderen großen Städten wie Johannesburg oder Durban, NOCH weitaus sicherer.

Aber in Südafrika leben ist nichts für Warmduscher. Urlaub auf jeden Fall.

UPDATE 02.08.2017

Den Artikel habe ich heute, am 02.08.2017, nochmal gelesen, also rund 5 Jahre nachdem ich ihn geschrieben hatte, und ich muss sagen, dass er im Großen und Ganzen so noch immer so stimmt. Auch wenn ich heute ein doch noch etwas deutlich schlechteres Bild für die Zukunft dieses Landes sehe. Der Grund ist ein ganz offensichtlicher: Die Korruption frisst das Erbe Mandelas langsam aber sicher auf.

UPDATE 15.04.2018

Am 18. Februar 2018 habe ich das →Haus am Strand verkauft und heute sind wir ausgezogen. Über →die Gründe habe ich  einen eigenen Beitrag geschrieben. Ich habe Südafrika schweren Herzens als Heimat verlassen und komme sehr gerne als Tourist spätestens alle drei Jahre zurück, letztendlich auch um meine Daueraufenthaltsgenehmigung zu behalten.