Und auch anders als sich es viele Touristen vorstellen, die hierher kommen um ihren Jahresurlaub hier zu verbringen. Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal nach Südafrika kam, hatte ich auch andere Erwartungen, Hoffnungen und Ängste als heute. Der Blick hinter die Fassade offenbart das tatsächliche miteinander leben als Regenbogennation.
Ich will hier bewusst nicht politisch werden und hoffe für das Land nur das Beste! Aber man muss sich auch nichts vormachen. Es gibt ernsthafte rassistische Probleme, eine „umgekehrte Apartheit“. Die Weißen besitzen noch immer die Betriebe und Konzerne, die Schwarzen besetzen dank der Partei-Führungsclique die Administration.
ENTKOLONIALISIERUNG SCHWARZAFRIKAS
Zum einen habe ich mich intensiv mit post-kolonialer Geschichte des Afrikas, das südlich der Sahara liegt, beschäftigt. Aber auch die Kolonialzeit in allen Ländern, die ich bereiste, hat mich stets sehr interessiert. Meiner Beobachtung nach gibt es eine bereits ersichtliche Analogie zwischen der Entwicklung, die Südafrika nehmen wird und zwischen der Entkolonialisierung Schwarzafrikas ab dem Zeitpunkt der Unabhängigkeit Ghanas in den 5oer Jahren. Von daher ist der Weg, so wie ich das sehe, bereits vorgezeichnet, wobei das in Südafrika langsamer stattfindet:
Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit
Misswirtschaft, Vetternwirtschaft und Korruption
Erosion privater Initiative in einem ungünstigen Geschäftsumfeld
Sinkender Lebensstandard, Vertrauensverlust in staatliche Institutionen
Auflehnen der allgemeinen Bevölkerung gegen Missstände
Einführung autoritärer Strukturen, Aushebelung der Gewaltenteilung und föderalistischer Strukturen
Ich bin aufgrund unserer Pläne hier auch schon mehrmals gefragt worden, wie ich eigentlich dazu komme, ins südliche Afrika zu ziehen. Es gibt, aus meiner Sicht, eine simple Antwort:
Nur in Afrika kann man frei sein.
Für mich persönlich liegt der maßgebliche Unterschied eigentlich nur in der Freiheit und der geringeren Reglementierung. Je strukturierter und kultivierter ein Land ist, desto langweiliger und eingeengter empfinden ich es. Insofern ist die Lebensqualität nicht für jeden maßgeblich an die gute Infrastruktur oder Produktvielfalt in den Supermärkten der 1. Welt gebunden.
Die Hoffnung bleibt, dass in einer globalen Welt genügend Kontrolle von außerhalb stattfindet, um die komplette Bananenrepublik zu verhindern. Südafrika als Tourist erleben: toll, aber ob es zu unserer Heimat wird, kann nur die Zukunft zeigen.
Und ja, das Bild habe ich selber aufgenommen, ohne Photoshop und seine Freunde. Es zeigt die Sicht auf Kapstadt von „unserem“ Strand und ist original aus meinem damaligen „Handy“ vom Osthändler.
UPDATE 2018
Dennoch bin 2018 wieder aus Südafrika, nach rund 10 Jahren nachdem ich hier → ein Haus gekauft hatte, → weggezogen. der Hauptgrund war die zunehmende Gewalt, besonders in den Ballungsgebieten und die daraus resultierenden → Sicherheitsmassnahmen.
Sicher hätte ich in eine ländliche Gegend ziehen können. Hier hätte ich deutlich sicherer leben können, aber wollte ich das? Sicherlich nicht. Ich war und bin ein „City-Boy“, ein Junge der Stadt, und wenn möglich der GROSS-Stadt. Landaufenthalt macht mich krank.
Es war keine leichte Entscheidung. Es sollte mein Zuhause werden. Wurde es nicht und das schmerzt. Ein neues Zuhause zu suchen ist irgendwann nicht mehr lustig und ich möchte aufhören danach zu suchen. Zunächst erstmal nach Thailand, da Lee dort kein Visum braucht und ich ohnehin dieses Land ebenfalls oft besucht habe und gerne dort bin. Ich fühle mich dort willkommen und vor allem SICHER.